Wetteraussichten
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Wanderreitertipps
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Wanderritt zu Stationen deutscher Geschichte

 

I

- Burg Reifferscheid -

II

- Ehrenfriedhof Reifferscheid -

III

Panzersperren des Westwalls bei Hollerath -

Lange hab ich über einen angemessenen Titel für diesen Wanderritt nachgedacht. War das schwer, etwas Passendes zu finden. Ich hatte mich auf den Weg gemacht, historische Orte zu besuchen, Stationen deutscher Geschichte. Haben sie irgendeine Gemeinsamkeit? - - - Ja, es sind die Steine, die Jahrzehnte, Jahrhunderte überdauerten und uns erinnern mit ihrem beredtem Schweigen. Auf sie wollte ich horchen und ihre Geschichten erlauschen.

Neuland unter den Hufen

Diese Tour führte mich wieder mal ein langes Stück über unbekannte Wege. Im Zielgebiet an der belgischen Grenze war ich erst einmal unterwegs und zwar im April diesen Jahres, als Babs und ich von Norden her aus Hellenthal kommend zu den Narzissenwiesen am Oberlauf der Olef ritten. Nun aber kam ich von Westen her, durchquerte das Prethal und ritt dem Platisbach entgegen. Es gab also wieder einiges zu entdecken

Die Route hatte ich mit der inzwischen bewährten Methode vorbereitet: Rote Linie in die Top10 gezeichnet und auf GPSies ein Track für den Forerunner erstellt. Für kritische Passagen waren Alternativen ausgeguckt. Und das war auch gut so. Drei Durchgänge waren wie befürchtet nicht bereitbar. Einer davon, ein offensichtlich nicht mehr benutzter Waldweg, lag unter einem Fichtenmikado begraben. Vermutlich landet er sowieso irgendwo im Nirwana. Denn auf der anderen Seite des Waldes konnte ich seine Fortsetzung nirgends erkennen. Also auf der Karte auskreuzen. An zwei anderen Stellen hatte ich auf freie Landschaft gehofft, wo dann aber Zäune einen Strich durch die Rechnung machten. Sackgasse! Na, dann eben nicht. Aber einmal im Galopp über eine riesige, frisch abgeerntete Heuwiese fliegen. Das ließ ich mir nicht nehmen. Diese Weite! - - - Gänsehautfeeling! - - - Hach, war das schön!

Der Navi nach Hause

... funktioniert in so einem Pferdekopf wohl immer. Und wenn Pferd vom Tag davor noch etwas müde ist (ich war's nicht!), werden die Vorschläge überdeutlich. Aber Maurice ist ja ein Lieber und fragt nur mal ganz kurz freundlich an. Null Problemo. ;o) Auf dem ersten Teil der Strecke nickte Maurice also immer wieder ganz deutlich in Wege hinein, die ich nicht kannte. Nicht in jeden. Nein! Er wählte offensichtlich ganz gezielt aus. Bei einigen Abzweigen wunderte ich mich über seine Wahl. Gingen die nicht in die falsche Richtung? Der Blick auf die Karte belehrte mich dann aber eines besseren. Diese Wege beschrieben einen Bogen und führten dann sehr wohl heim! Der Schlingel kennt sich bestens aus!

Wir ließen uns viel Zeit

Für 28km benötigten wir knapp 3:30h Reitzeit. Normale Durchschnittsgeschwindigkeit also. Als wir gegen 13 Uhr starteten, war die Luft trotz der hoch stehenden Mittagssonne frisch und angenehm. Es ging abwechselnd über freie Höhen und durch schattigen Wald. Vom Wiesenweg, über fein geschotterte Skiabfahrten, geteerte Wirtschaftswege, Land- und Bundesstraße war alles dabei.

Unterwegs gönnte ich uns immer wieder eine kürzere oder längere Pause. So hatte Maurice unterwegs öfters mal Zeit zum Futtern und ich Zeit zum Schauen und Fotografieren. Ganz wichtig! Als wir nach einem wunderschönen Nachmittag wieder zur Weide zurückkehrten, war es bereits 18:20 und wir somit gut 5 Stunden unterwegs.

Pfiffiges Pferd

Anscheinend hat Maurice sich inzwischen gemerkt, dass ich als Pausenplatz immer eine Stelle mit Bank aussuche. Aufstiegshilfe! ;o) Als wir in das Platistal hineinritten, hielt ich ihn kurz an, um mich umzusehen. Da deutete Maurice mit dem Kopf zur Seite hinüber. Ich dachte zuerst, er will umdrehen und nach Hause. Wäre ja nicht das erste Mal. ;o) Ich fragte ihn, was los ist und beobachtete ihn. Irgendwie spürt er wohl, wenn ich ihn nach seiner Meinung frage. Jedenfalls drehte er nun mit zwei Schritten aus der von mir vorgesehenen Richtung ab, aber nicht retour. Nein! Er peilte einen kleinen Rastplatz neben dem Weg an, als wollte er sagen: "Guck mal, leckeres Gras! Ich hab wieder Hunger!" "Ok, können wir gerne machen", dachte ich, ließ die Zügel locker, zögerte aber noch abzusteigen, weil ich neugierig darauf war, was Maurice nun macht. Da marschierte er schnurstracks ein paar Schritte auf die erste Bank zu, zeigte mit der Schnauze drauf und guckte mich dann fragend an. Ich mußte herzhaft lachen! Das gibt's doch nicht! "Ja, ist in Ordnung Maurice! Wir machen Pause. Ich mampfe ein Brötchen, Du das Gras und Möhren hab ich auch noch für uns beide!" *g*

Hier ist es doch schön! Oder?
Hier ist es doch schön! Oder?

Etappen und Ziele

Der Wanderritt enthielt mehrere historische Stationen, deren Aneinanderreihung ich ganz bewußt gewählt hatte:

Burg Reifferscheid

- Ehrenfriedhof bei Reifferscheid -

Panzersperren beim Hollerather Knie

 

Wieso dieses Ziel?

Vor einigen Wochen stieß ich unverhofft am Pflugberg auf einen zerstörten Bunker und dadurch auf das Thema Westwall. Ich recherchierte weitere Relikte dieses traurigen Kapitels deutscher Geschichte und beschloß, dieses Thema in meine Wanderrittplanung einzubeziehen. Im Juni ritt ich zur Wüstung Wollseifen. Und nun wollte ich die Panzersperren des Westwalls bei Hollerath besuchen.

Panzersperren
Panzersperren

Erst mal finden!

Sichtbare Streckenabschnitte der Panzersperren ziehen sich beispielsweise etwa ab dem Parkplatz Hollerather Knie viele Kilometer in einem unregelmäßigen Muster parallel zur belgischen Grenze nach Süden. Wer es nicht weiß, sieht allerdings nicht viel davon. Nirgendwo wird man auf die ehemaligen Grenzbefestigungen aufmerksam gemacht. Wozu auch?

Die in Berichten gefundenen Bezeichnungen der Ortslagen der Panzersperren, waren sehr vage. Mehrfach las ich, sie seien überall in der Eifel zu finden. Das konnte so nicht stimmen. Da hätte ich ja schon x-mal drüber stolpern müssen auf meinen Touren.

Markierungen in Wanderkarten entdeckte ich keine. Indirekte Hinweise allerdings schon: unnatürlich lange, schmale Waldstreifen. Ich suchte die Satellitenbilder ab. Dort fand ich meinen Verdacht bestätig. In der Fortsetzung eines dieser merkwürdigen Streifen zog sich ein gefleckter Streifen durch die Wiesen. Das mussten sie sein, die Panzersperren!

Ich hatte ja schon einiges darüber gelesen. Aber nun war mir doch auf einmal irgendwie anders, als ich die Linien auf dem Luftbild endlich entdeckt hatte.

Während ich die Wanderkarte nach weiteren markanten Punkten, Naturdenkmälern oder historischen Orten der Gegend absuchte, stieß ich auf den Ehrenfriedhof bei Reifferscheid. Die Route ließ sich gut so einrichten, dass ich dort die erste Pause einlegen konnte. Ein wenig früh, aber trotzdem. Das mußte einfach sein. Und dann ist da noch das schöne Burgdorf mit der Ruine der Burg Reifferscheid, deren Steine noch viel, viel ältere Geschichten erzählen könnten von schönen und von hässlichen, von glücklichen und traurigen Tagen. Sollte ich sie an den Anfang oder an den Schluß der Tour setzen? Sie am Anfang zu besteigen war sicher am besten. Das hatte vor allem praktische Gründe: aufwärts steigt ein Pferd leichter die Pflastersteine hinauf. Abwärts wäre mir das viel zu gefährlich, hätte ich Angst, dass wir rutschen! Hinter der Burg fällt der Weg wesentlich sanfter ab. Also brauchte ich keine Angst vor dem Abstieg zu haben. Unterwegs sollte sich herausstellen, dass ich mit dieser Entscheidung die einzig machbare Wahl getroffen hatte. Am oberen Zugang der Burg - für mich der Ausgang! - entdeckte ich ein Reitverbotschild. An den unteren Zugängen waren keine! Das hatte sicher einen guten Grund.

 

Beginn der Burgstraße
Beginn der Burgstraße

Es geht los

Vor dem Ausritt wurde Maurice natürlich ausgiebig verwöhnt. Gründliches Bürsten war angesagt und Maurice genoß es dösend. Die Gurtlage war hart verklebt vom am Vortag vergossenen Schweiß. Aber nach und nach schrubbte die Bürste das Fell wieder seidenweich. Maurice beäugte den Inhalt meines Kofferraumes. Ob da wohl wieder was Leckeres drin versteckt war? Und ob!

Hui! Das hat aber geblitzt!
Hui! Das hat aber geblitzt!

Ausgangspunkt des Wanderrittes war eine Weide am Reifferscheider Bach. Hier der Blick zum Burgdorf hinauf.

In dem steilen Berghang scheinen Häuser und Bäume übereinander gestapelt.
In dem steilen Berghang scheinen Häuser und Bäume übereinander gestapelt.

Aufstieg zur Burg Reifferscheid

Eine schmale, stetig ansteigende, gepflasterte Straße führt uns aus dem Tal zur Burg hinauf.
Eine schmale, stetig ansteigende, gepflasterte Straße führt uns aus dem Tal zur Burg hinauf.
Auf der Talseite ragen die schmucken Häuser teilweise bis zu vier Stockwerke auf, ...
Auf der Talseite ragen die schmucken Häuser teilweise bis zu vier Stockwerke auf, ...
... während man auf der Bergseite neben der Dachrinne entlang läuft.
... während man auf der Bergseite neben der Dachrinne entlang läuft.
Burgdorfgasse
Burgdorfgasse

Weiter oben, wo die Trassen des Berghanges breiter werden, bilden die Häuser eine enge Gasse, in der die Hufeisen ganz schön schallen! Das Geklapper lockt ein paar Zuschauer an Fenster und Mauervorsprünge, die mir zurufen, winken und Fotos schießen.

 

Das Fenster noch offen  ;o)
Das Fenster noch offen ;o)

Dieses Mal hab ich aber dran gedacht! Als ich des mit Tele bewaffneten Fotografen hoch über mir später habhaft wurde, erbat ich meine Statistengage in Form von Drücken des eigenen Fotoknöpfchens. Aber erst mal mußten wir da hoch.

Burgfried
Burgfried

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Maurice setzte die Hufe sicher auf das Pflaster und trug mich Serpentine für Serpentine nach oben. So lassen sich Berge leicht erklimmen. :o)

Unteres Burgtor
Unteres Burgtor
Tor zur Vorburg
Tor zur Vorburg

Die Mittagssonne machte die Enge der Gäßchen weit und hell. Ich wähnte mich fast wie in einem Bilderbuch oder einer mittelalterlichen Filmkulisse. Ich war Maurice sooo dankbar für seine Ruhe und Konzentration und dass er nicht ein einziges Äpfelchen fallen ließ! Von seinem Rücken aus schaute ich träumend umher, erfreute mich der schönen Bilder - - - In meiner Fantasie vervielfachte sich das Hufgetrappel und ich stellte mir vor, wie die Edelleute zur Blütezeit der Burg hier hinauf geritten waren . . . Wenn die alten Steine erzählen könnten!

Auf einem Plateau ein wenig unterhalb der Burg treten die Häuser zurück und umrahmen den Marktplatz mit Brunnen und alten Bäumen.

neben dem Friedhof
neben dem Friedhof
St. Matthias
St. Matthias

Ein Zweig der Straße endet am Burgfriedhof. An dessen Ostseite erhebt sich eine mächtige Kirche am Rand des felsigen Abgrunds.

Ich kehre zum Brunnen zurück und folge der Gasse weiter zur Burg hinauf.

Zehntscheune
Zehntscheune

Kurz vor dem Eingang in die Burg fällt mir ein Bruchsteinhaus auf. Die Residenz des Cafe Eulenspiegel. Daß der mächtige Torbogen des alten Gemäuers auf einer Seite abgesackt ist, wurde mir erst beim Betrachten des Fotos bewußt. So einen schiefen Fensterrahmen und so einen schiefen Giebel sah ich an einem Steinhaus noch nie. *staun*

 

In der Burg

Auf dem Gipfel des Berges durchritt ich stolz und glücklich das letzte Tor und fand mich alsbald im Burghof wieder. Vor mir der weiß leuchtende Bergfried. Um mich herum wuchtige Mauerreste, die mir eine leise Ahnung von der ehemaligen Größe der Anlage vermittelten. Ein paar Spaziergänger grüßten freundlich. Und dann kam auch der Fotograf mit seiner Familie.  ;o)

Burgtor
Burgtor
Burgfried, vom Burgtor aus
Burgfried, vom Burgtor aus

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- Ehrenfriedhof Reifferscheid -

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Panzersperren des Westwalls bei Hollerath -

 

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