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Wolkenritt

Stimmungsbericht - Nur nicht unterkriegen lassen ;-)

Donnerstag, den 13.5.2010
Christi Himmelfahrt

8 Uhr – Donnerstag – Feiertag! – Frei! -  Sehr schön!–
Aber es wollte nicht richtig hell werden. - Schade.

Der Himmel war dicht verhangen. Bleiernes Grau drückte die Stimmung. Meine Motivation, in die Eifel aufzubrechen, hielt sich in Grenzen. Auf einen 30km-Ritt hatte ich bei dem Wetter keine Lust. Aber das lange Wochenende ungenutzt verstreichen lassen, wollte ich auch nicht.

Am Vorabend hatte Karl fröhlich gemeldet: Maurice ist frisch beschlagen! Kannst kommen und frieren! – Hua! Brrr. – Fusselregen mit Schnee! Das hörte sich ja super an!

Ich beschloß, erst gegen Mittag aufzubrechen. Für einen 2-Stunden-Ritt langte die Zeit dann noch dicke. Mitte Mai sind die Tage ja schon schön lang. Ich rief beim EAS an. Der AB meldete fröhlich: „Hier ist Fritz, der elektronische Mitarbeiter ….“ „Hi, ich komme in jedem Fall. Es wird nur ein wenig später. Ich reite eine „kurze“ Runde. Dann brauch ich nicht so lange zu frieren! ;-)“ Babs erreichte ich später auf dem Handy. Im Hintergrund hörte man die Pferde schnauben. Sie meinte, ich solle mir am besten die Winterhose mitbringen. Es sei nur 6 Grad. Oh, Mann! Die Eisheiligen lassen grüßen!

Ok. Winterhose und dicke Pullover mit den anderen Klamotten ins Auto. Beim Rumflitzen wurde mir warm. Also doch lieber nur einen dünnen Pulli und zusätzlich ein gestepptes Holzfällerhemd unter die Taschenweste angezogen. Wenn später dann noch der lange Regenmantel drüber kam, sollte das wohl reichen, um nicht zu frieren. Schließlich fängt der Mantel die Wärme vom Pferd ein. Als der Klamottenberg im Auto lag, sah es aus, als wolle ich eine Woche in die Antarktis verreisen. *lach* Was soll’s. Lieber mal alles mitgenommen, als später zu zittern.

Während ich durch die stillen Straßen der Ortschaft fuhr, überfiel mich eine bedrückende Stimmung. Dieses graue Licht … - Aber es war trocken. Das war doch schon mal was.
Nur nicht entmutigen lassen, dachte ich. Es würde bestimmt ein wunderschöner Ritt werden. Eine gemütliche Bummeltour einfach der Nase nach.

Als ich der Bundesstraße folgte, betrachtete ich die in Wolken gehüllten Bergzüge im Süden. Es war immer noch trocken. Vielleicht hatte ich ja Glück.

Doch je höher und näher ich den Wolken kam, umso mehr zweifelte ich daran. Und irgendwann fuhr ich dann ein Stück durch den Regen. :-(
Während sich die Straße die Berge hinauf schwang, vertrieb flotte Musik die trüben Gedanken.  :-)

Bevor ich ausstieg, las ich auf der Thermometeranzeige 6,5°. Und das im Mai! Der Regen war nicht schlimm. Es fusselte nur leicht.

Aus dem Reiterstübchen schollen Stimmen. Babs Truppe. Eigentlich wollte ich nur kurz Hallo sagen. Doch da der Regen stärker wurde, blieb ich noch etwas zum klönen sitzen.

Nach einer Weile ließ der Regen nach. Nun nicht lange gezögert und ab zur Weide.
Ein Teil der Traber stand in der Nähe des großen Baumes und rupfte Gras. Auch Maurice musste dort irgendwo sein. - - - Ah! Da war er ja. In der geschützten Mulde hinter dem Baum zupfte auch er fleißig am Grün. Als ich näher kam, hob er den Kopf. Ich legte ihm das Seil über den Nacken und führte ihn ein paar Schritte von den anderen weg, um ihn in Ruhe aufzäumen zu können.

Ich mag das Gelände hier. Die Weide ist sehr weitläufig. Sie fällt in Wellen zum Bach ab. Trotz der Unebenheiten ist sie komplett einsehbar. Im Schatten der Bäume sind die Pferde allerdings schlecht zu erkennen. Ganz unten am Bach war ich noch nie. Die Traber lassen sich zum Glück gerne von der Weidenmitte holen.

Wie reite ich von hier am besten weg? Die Frage stelle ich mir an diesem Ausgangspunkt jedes Mal. Der vorbereiteten Tour wollte ich nicht vorgreifen. Hmm - - - ? - - - Ich hatte überhaupt keinen Plan. Egal. Erst mal Maurice fertig machen. Und zwar zackig. Nicht dass der Regen wieder zunahm. Im Moment fusselte es kaum noch. In Hut und Mantel nahm ich die feinen Tropfen gar nicht wahr. Aber auf der Kamera hatten sie deutliche Spuren hinterlassen. Also nach einem Bild das gute Stück schnell abgewischt und gut verstaut. Nun mußte ich zusehen, dass ich mich beeilte, um halbwegs trocken in den Sattel zu kommen. Wenn ich dann sortiert war, konnte es gerne regnen. Mit dem langen Mantel und dem Hut war ich ja gut eingepackt.

Während ich Maurice die Erde aus den trockenen Fellpartien striegelte, mampfte er zufrieden sein Müsli. Auf dem Rücken war das Fell zu naß, um es zu bürsten. Vorsichtig zog ich Schlammbrocken von der Oberfläche weg. Müsli alle? Da kann ich ja den Kopf bürsten. *J*
Dann aufsatteln. Und nix wie los.

Wieso stellte Maurice sich nicht gleich beim ersten Mal gescheit neben die Aufstiegshilfe? War ihm der Boden zu uneben? Beim dritten Mal klappte es. - - - Und ich hatte einen nassen Po. *grrrr* Das fühlte sich etwas kalt an. Aber sooo naß war er nu auch wieder nicht. Und so war das komische Gefühl nach wenigen Minuten verschwunden.

Ohne rechtes Ziel ließ ich uns einfach treiben. Ich wollte möglichst durch freie Landschaft ziehen. Im verregneten Wald war es mir zu dunkel, zu trübsinnig, zu matschig.

Die Einmündung eines bewachsenen Feldweges lockte: Galoppstrecke! Jippeeee!

Maurice fegte ganz schön los. Er spitzte die Ohren, als wir uns einer Pferdeweide näherten. Abbremsen? Heute waren aber keine Ponies da. Also weiter gefegt! Hui! Das macht Spaß. Dann sichteten wir Fußgänger. Zum Glück erst gegen Ende der schönen Strecke. Ein wenig noch aufschließen und dann:„Hoooooo“. Die Mutter stellte sich mit zwei Kindern an den Wegrand und ließ uns mit freundlichem Gruß passieren. Im Schritt natürlich :D ! Der Vater sauste vor uns den Weg hinauf. - - ? - - Ach so, da war noch ein kleiner Radfahrer unterwegs, der eingefangen werden musste. ;-)

Im Dorf  beobachtete ich eine Mutter, wie sie ihre 2 Winzlige einsammelte. Der kleinere, er mochte vielleicht 2 Jahre alt sein, reckte uns die ganze Zeit einen Arm entgegen. Er konnte seine Augen gar nicht von uns lassen. Die Mutter nahm ihn auf den Arm und ging uns aus der Hofeinfahrt kommend ein Stück entgegen. Ich parierte durch und ermunterte sie, näher zu treten. Maurice beobachtete die Menschen neugierig. Das Kind war total fasziniert. Die Mutter streckte zur Begrüßung vorsichtig die rechte Hand vor. Maurice stand ganz still und senkte nur unmerklich den Kopf, um ihren Geruch aufzunehmen. Ein paar freundliche Worte noch und dann ging es weiter.

Nun ging es einen etwas steileren Weg hinauf. Der alte Forstweg war trotz Geröll gut hinauf zu reiten. Auf der Höhe angekommen hielt ich am Wegkreuz kurz inne. Rechts? Links? Geradeaus? Ich glaube, Maurice freute sich, als es nach rechts ging. Das ist der bequemste Weg. Immer schön auf dem Bergkamm entlang.

Der ebene, gut drainierte mit Erde überzogene Schotterweg ließ sich prima reiten und lud zu einem weiteren Galopp ein. Maurice sprang federleicht an und hielt ein schönes mittleres Tempo. Als die Strecke leicht abfiel, parierte ich zum Schritt durch. Ich war schon ewig nicht mehr hier und hatte den Steigungsverlauf nur noch vage in Erinnerung. Man konnte den Weg immer nur ein Stück einsehen. So war nicht zu erkennen, ob sich erneutes Angaloppieren oder Traben lohnen würde. Also blieben wir im Schritt. Bald zeigte Maurice in einen kaum noch zu erkennenden Weg hinein. Ob das der Pfad war, der mich auf der Karte interessiert hatte? – Hmmm. - Gucken? - Nö. Ein anderes Mal.
Als der nächste Abzweig sichtbar wurde, fragte ich mich, welchen Weg Maurice wohl einschlagen würde, wenn ich ihm die Wahl ließe. Er schien zu spüren, dass ich keine große Runde reiten wolte. Sonst hätten wir schon die ganze Zeit andere Richtungsentscheidungen treffen müssen. Er marschierte sehr zügig, als verspräche er sich davon, eher wieder daheim zu sein. Der kürzeste Weg nach Hause wäre geradeaus. Aber er nickte links in den Wiesenweg hinein. Ich fand den Vorschlag gut und bog mit ihm ab. Oh! Hier stand aber leckeres Gras am Wegrand! Plötzlich hielt Maurice inne und senkte den Kopf. „Ich will fressen!“ hieß das. Nö, Freund! Wann es Pause gibt, bestimme ich. Ich ließ ihn noch ein Stück marschieren, hielt aber Ausschau nach einem schönen Grasstück. Bald darauf hieß es „Brrrr.“ Die Zügel glitten durch die Hand und der Traber verstand sofort. ;-)
10 Minuten durfte er futtern. Und er nutzte seine Chance gründlich. Löwenzahn und Gras mundeten ihm offensichtlich vorzüglich. Er griff sich dicke Büschel und mampfte kräftig.

Wir standen zwischen Wald und Wiesenhängen. Hier hatte ich hier keinerlei Ausblick. So ließ ich die mögliche Fortsetzung des Weges vor meinem inneren Auge abspulen. Der nächste Abzweig bot eigentlich keine sinnvollen Alternativen. Da konnten wir nur nach rechts dem Asphaltweg folgen, wenn wir nicht in den nächsten Ortschaften auf der Straße landen wollten.
Und dann?
Der an der übernächsten Kreuzung talwärts führende Abzweig fehlt noch auf der OSM-Karte. Das wusste ich auswendig. Als ich mich entscheiden musste, hatte ich aber keine Lust, ins Tal abzuzweigen. Dabei ist das ein netter Schotter-Feldweg mit Wiesenstreifen. Stattdessen folgten wir weiter dem eben verlaufenden Asphaltband. Maurice hatte mit 7kmh ein ganz schönes Schritttempo drauf. An der nächsten Kreuzung hielt ich wieder kurz inne. Maurice stand ganz still und wartete auf mein Zeichen. Geradeaus weiter ins Dorf hinein wollte ich nicht und links den Berg hinunter auch nicht. Also wieder nach rechts Richtung Wald. Auf dem Asphaltweg sangen die Hufeisen ihr Lied: Klipper-klapper, klipper-klapper ;-)
An einmündenden Wegen sah ich mich nach Wanderwegmarkierungen um. Die neuen Karten zeigen veränderte Routenverläufe. Der Abzweig eines Waldpfades ist nicht mehr wie früher markiert. Der Hauptwanderweg ist seit letztes Jahr auf der Asphaltstrecke zu finden.

Inzwischen waren wir etwa 1 Stunde unterwegs.

Das Asphaltband führte uns im Bogen durch den Wald und dann zwischen Wiesen wieder auf ein Dorf zu. Im Wald gab es eine Mutprobe zu bestehen. Vor einem plätschernden Brunnen anhalten und das Wasser in Ruhe betrachten.

Wieder zwischen den Wiesenhängen öffneten sich erneut schöne Fernsichten und ich bestimmte die sichtbaren Landmerkmale, Straßen und Wege. Einem rechts abzweigenden Wiesenweg folgten wir bis zum verschlossenen Tor. Ich hielt Maurice an, um in Ruhe die Landschaft zu betrachten. Er nutzte die Gelegenheit und steckte sogleich wieder die Schnauze ins Gras.
Der Aussichtspunkt bot mir eine unbekannte Perspektive auf bekannte Orte, die mir sehr gefiel.

Maurice riß sich sicherlich nur ungern vom leckeren Gras los folgte aber willig. Im nächsten Tal angekommen hatte ich längst noch keine Lust, heimzukehren. Dafür war es noch zu früh. Also einen kleinen Umweg gewählt und noch ein paar Wiesenwege getrackt. Der Traber kennt das Sackgassenspiel inzwischen und blieb ganz gelassen.

Irgendwann hatte ich dann aber genug vom Wege erforschen und schlug den Heimweg ein.

Es boten sich noch drei Möglichkeiten für einen gepflegten Galopp. Hei! Das tat gut!
Als wir den letzten asphaltierten Wirtschaftsweg erreichten, streichelte ich den Hals des Trabers. „Das war’s für heute.“ Nur noch ein kurzes Stück bis zum Feldweg und dann im Bogen den Berg hinunter zur Weide. Die Rinder hingen neugierig am Zaun. Aber der Weg war breit genug, um gelassen an ihnen vorbei zu ziehen. Wir sahen zu den Trabern hinüber. Die Herde stand weit verstreut auf der Weide. Auf dem Bild sieht man gar nicht, wie wellig sie ist.

Die Farben des Waldes waren klarer geworden. Es hingen keine Wolkenfetzen mehr in den Wipfeln. Der Wolkenritt war zu Ende.

Maurice hielt hinter dem Auto an. Ich schob meine Bauchtasche unter dem Mantel nach hinten und warf den langen Mantelrock hinter meinem Rücken auf die linke Seite des Pferdes. Dann zog ich die Füße aus den Steigbügeln, suchte mit den Händen nach einem sicheren Halt und schwang dann das rechte Bein über den Sattelkranz. Nun hing ich bäuchlings über dem Sattel und konnte mich langsam zur Erde gleiten lassen.

Während ich den Sattelgurt lockerte, stand Maurice ganz ruhig da und wartete geduldig. Er wusste genau, was jetzt kam. Lecker Müsli! J Als ich in der Tasche danach kramte, kroch er mir mit der Schnauze hinterher. „Hey, Du Naseweis! Zurück!“

Während Maurice seine Körner geräuschvoll zermalmte, warf ich den Mantel ins Auto. Es war so gut wie trocken. Ich genoß die Ruhe da draußen. In dem Tal scheinen Straßen und Dörfer weit weg.

Nachdem ich den Traber verabschiedet hatte, nahm ich mir noch ein wenig Zeit zum fotografieren

Am Wegrand fand ich Pimpernelle...

...und jede Menge Schlüsselblumen.

Die Wildkirschblüten leuchteten und warteten auf Bienen und Hummeln. Doch von denen war bei der Kälte nichts zu sehen.

Auf den Gräsern glitzerten ringsum Millionen Wassertropfen.

Ich sah den Weg hinauf, den wir herunter gekommen waren.

Der Himmel war ein wenig lichter geworden. Die Wolken zogen wesentlich höher als am Nachmittag. Was hatten wir ein Glück mit dem Wetter *straaaahl!*
Hin und wieder mal ein wenig hauchdünnes Gefussel, das das Kinn ein wenig auskühlte. Aber die Brille blieb unter der Hutkrempe trocken. Und beim Galoppieren blieb auch nichts auf den Brillengläsern hängen. Hach! Der Ritt war prima.

Glücklich und zufrieden machte ich mich auf den Heimweg.

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